Einführung

Seit kurzem (2023) habe ich einen DSL-Anschluss bei Vodafone. Leider wurde auf diesem nur IPv4 geschaltet. Wie verbreitet diese Anschlussart ist oder warum sie bei Neuverträgen noch vergeben wird ist mir leider nicht bekannt. Allerdings lässt sich IPv6 am DSL-Anschluss von Vodafone ohne große Probleme freischalten.

Anschlussarten

Im Festnetzbereich für Privatkunden gibt es bei Vodafone drei verbreitete Anschlusstypen: IPv4 only, Dual Stack und DS-Lite. Dabei wird Dual Stack nie automatisch geschaltet. Ob man IPv4 only oder DS-Lite bekommt ist bei Vertragsabschluss leider nicht ersichtlich.

Sollte IPv4 only nicht der Standard sein, ist die Ursache bei mir wahrscheinlich entweder der Vertragsabschluss über ein Vergleichsportal oder die Wahl der Option "Eigenhardware Kunde" bei der Routerwahl. Letzteres kommt deshalb in Frage, weil es auf im Kabel-Segment zu einer anderen Art der Adressvergabe führt.

Anschlussart prüfen

Welche Protokolle geschaltet werden, lässt sich im alten Kundenportal einsehen. Dazu meldet man sich auf https://dsl.vodafone.de an und navigiert zu Meine Produkte > Internet. Dort steht unter dem Punkt "Konfiguration", wie man angebunden ist. Ist dort "IPv4" zu sehen, so bekommt man zwar eine dynamische, öffentliche IPv4-Adresse, aber keinen IPv6-Zugang.

Technische Informationen zur Nichtverfügbarkeit

Der Verbindungsaufbau erfolgt per PPPoE. Dabei handeln beide Seiten die Protokolle aus, die sie verwenden möchten, und tauschen dabei Konfigurationen aus. Hierzu kommen IPCP (für natives IPv4) und IPv6CP (für IPv6) zum Einsatz.

An einem IPv4 only-Anschluss sendet der Access Concentrator keine Anfrage zur IPv6CP-Aushandlung. Sendet der eigene Router eine, so gibt es eine LCP Protocol-Reject als Antwort. Dementsprechend können keine IPv6-Pakete ausgetauscht werden.

Interessant ist, dass falsche Zugangsdaten zumindest vorübergehend zu Dual Stack führen. Davon ist mehrfach im Forum zu lesen und ich selbst konnte das an meinem Anschluss auch reproduzieren. Falsche Zugangsdaten führen nicht dazu, dass die Verbindung abgelehnt wird. Stattdessen bekommt man Dual Stack, wird allerdings von den Providerseitigen Firewalls nicht ins Internet gelassen. Unverschlüsseltes HTTP wird auf eine Fehlerseite umgeleitet.

Dies zu testen ermöglicht es, die potenzielle Verfügbarkeit von IPv6 an seinem Anschluss zu überprüfen.

IPv6 freischalten lassen

Die Aktivierung von IPv6 kann man leider nicht selbst vornehmen. Hierzu kontaktiert man die Hotline unter 0800 172 1212. Falls man gefragt wird, ob es um die Rufnummer geht, von der man anruft, antwortet man mit "Nein". Stattdessen wird die Kundennummer angegeben. Beim Thema wählt man zuerst "Anderes", anschließend "Vertrag" und dann "Technische Frage". Dann schildert man, dass aktuell nur IPv4 im Kundenportal eingestellt ist, und dass man auf Dual Stack umgestellt werden möchte. Falls die Frage nach "öffentlich" oder "privat" gestellt wird, sollte man diese mit "öffentlich" beantworten. Ansonsten bekommt man DS-Lite, was allein schon aus Performance-Gründen meistens die schlechtere Wahl ist.

(Kundenseitige) Aktivierung

Die Umstellung des Adressierungstyps erfolgt erst in der Nacht. Danach sollte an der zuvor genannten Stelle im Kundenportal unter Konfiguration der Wert "IPv6/v4 public" stehen, es sei denn, man hat sich für etwas anderes (z.B. "IPv6/v4 private" für DS-Lite) entschieden.

Um diese Änderung tatsächlich anzuwenden, muss die Verbindung einmal neu aufgebaut werden. Im Zweifel geschieht dies durch einen manuellen Neustart des Routers. Selbstverständlich muss dazu natives IPv6 vom Router unterstützt werden und eingeschaltet sein.

Router-Konfiguration

Bei gängigen Modellen sollten die Standardeinstellungen bereits ausreichen. Folgende Einstellungen sind für Bastlerfirmwares oder im Fehlerfall zu setzen:

Rapid Commit ist vermutlich am wichtigsten. Ob auch ohne Rapid Commit eine Verbindung über IPv6 zustande kommt, habe ich nicht überprüft.

Was bekommt man?

Es werden IPv6 Router Advertisements verwendet, um das Default-Gateway einzurichten. Allerdings ist das bei einem Point-to-Point-Tunnel eigentlich egal, da eine Route ohne Gateway über die PPP-Schnittstelle ebenso funktioniert.

Per DHCPv6 wird maximal ein /56-Präfix und zwei DNS-Server zugewiesen. Bei DS-Lite gibt es zusätzlich einen AFTR.

Ob das zugewiesene Präfix statisch ist, konnte ich noch nicht feststellen. Vermutlich ist dies nur bedingt der Fall.

Das Präfix ist dynamisch mit vielen potentiellen Faktoren für die Neuvergabe. Durch Beenden der Sitzung verliert es sofort seine Gültigkeit. Es kann ein Neuverbinden manchmal überleben und bleibt bei konstanter Verbindung beliebig lange gültig.

Bemerkenswert ist, dass keine einzelne WAN-Adresse an den Router selbst vergeben wird, anders als es bei Kabel-Internet der Fall ist. Dies lässt sich umgehen, indem man ein Subnetz der WAN-Schnittstelle zuweist. Ich verwende dazu das erste /64-Netz und nutze ::1 als Interface Identifier. Es sollte außerdem möglich sein, eine der LAN-Adressen des Routers für diesen Zweck mitzunutzen.

VoIP

Anders als bei Kabel unterstützen die SIP-Registrars Dual Stack. Ist der Client (bzw. die Telefonanlage) auch dazu fähig, sollte man beides einrichten. In meinem Fall wird clientseitig nur IPv4 unterstützt, sodass sich nichts ändert. Sollte diese Möglichkeit eines Tages verschwinden, ist die Nutzung eines einfachen L4-Proxys ein funktionierender Workaround.

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